Label iPunkt im Kanton Solothurn

Kick Off Label iPunkt

Umdenken beim Fachkräftemangel: Eingeschränkt ist nicht beschränkt! Unter diesem Motto wurde das schweizweit einzigartige Label iPunkt diese Woche in Solothurn lanciert. Der Kanton Solothurn ist damit die erste iPunkt-Region südlich des Juras. Das Label zeichnet Unternehmen aus, bei denen Erwerbstätige mit Behinderungen ihr Potential wertschöpfend einbringen können. Die Zertifizierung steht für eine nachhaltige Personalpolitik, die über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. Eine breit abgestützte, kantonale Trägerschaft unterstützt den Aufbau des Labels in Solothurn.

Eine erfolgreiche Personalpolitik schöpft das inländische Fachkräftepotenzial aus, indem sie auf alle Gruppen von Arbeitskräften baut. Ob bei der Gewinnung oder dem Erhalt von Fachkräften: Chancen bieten sich für Unternehmen in der Gestaltung eines Arbeitsumfelds, in dem sich Erwerbstätige mit Behinderungen oder einer gesundheitlichen Beeinträchtigung wertschöpfend einbringen können. Das Label iPunkt unterstützt Unternehmen auf diesem Weg und macht deren Engagement sichtbar – neu auch im Kanton Solothurn!

Lancierung des Labels mit Kick-off-Veranstaltung

Rund 90 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Sozialversicherungen, Behinderten(selbst)hilfe und Arbeitsintegration besuchten am 7. Dezember 2023 in der Aula des BBZ Solothurn-Grenchen die iPunkt-Kick-off Veranstaltung. Neben der Präsentation des Labels wurde die Bedeutung von Erwerbstätigen mit Behinderungen in Zeiten des Arbeitskräftemangels thematisiert. Auf der Bühne diskutierten die Solothurner Regierungsrätin Susanne Schaffner, der mehrfache Paralympics-Sieger Heinz Frei und Andreas Gasche, Geschäftsführer des KMU und Gewerbeverband Kanton Solothurn. Zudem wurden von Vertreterinnen und Vertretern aus der Arbeitswelt erfolgreiche Integrationsbeispiele aus erster Hand präsentiert: Samira Forster, Teilhaberin des angehenden iPunkt-Betriebs Blattner Malerei GmbH; Thomas Moor, Geschäftsführer des zertifizierten iPunkt-Betriebs Moor-Nebel Gärten GmbH aus Hochwald; Michael Ingold, CFO Aeschlimann AG Décolletages und Wendelin Kappeler, Mitglied iPunkt-Beirat Kanton Solothurn.

Unbeachtetes Arbeitskräftepotenzial

Erwerbstätige mit Behinderungen gelte es als Teil des Schweizer Arbeitskräftepotenzials zu beachten, hielt Andreas Gasche auf dem Podium fest. Das zeige nicht zuletzt die Erfolgsquote von Vermittlungen der Stiftung WQ in Solothurn, welche in der Holzbrache Berufsfachleute nach Unfall oder Erkrankung wiederqualifiziert. Nach einem Unfall oder mit einer chronischen Erkrankung gehe es darum, die vorhandenen Ressourcen neu zu entdecken, unterstrich auch Heinz Frei aus eigener Erfahrung: «Bei Paraplegikern ist der Kopf nicht betroffen», diese Aussage eines Arztes während seiner Rehabilitation habe ihn nachhaltig geprägt.

Die Ressourcen von Erwerbstätigen mit Behinderungen sind für die Arbeitswelt wertvoll. Das bestätigt auch die Arbeitserfahrung, die der iPunkt-Beirat Wendelin Kappeler am Anlass schilderte. Mit seiner psychischen Beeinträchtigung arbeitete er über 10 Jahre erfolgreich als Zimmermann: «Mir war es für die Stärkung des Selbstwerts immer wichtig, Teil einer Unternehmung des 1. Arbeitsmarkts zu sein. Eine Schonbehandlung wollte ich dabei bewusst nie, weil ich mich ernstgenommen fühlen wollte von den Vorgesetzen, Arbeitskolleginnen und -kollegen.»

Label iPunkt – mehr als eine Auszeichnung

Heute sind rund 70 Unternehmen und Unternehmenseinheiten mit dem iPunkt zertifiziert. Stellensuchende, Konsumentinnen und Konsumenten erhalten durch das Label Gewissheit, dass iPunkt-Unternehmen Chancengleichheit ernst nehmen und einen Beitrag zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben leisten. «Wir funktionieren unbürokratisch und praxisorientiert. Unser Ziel ist es, möglichst viel PS des Engagements von iPunkt-Unternehmen auf den Boden zu bringen und nicht Energie mit Formularen und Administration für die Zertifizierung zu verlieren», erklärte Pascal Güntensperger, Leiter Label iPunkt.

Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber werden durch die Dienstleistungen der Labelvergabestelle unterstützt, sich der spezifischen Bedürfnisse von Erwerbstätigen mit Behinderungen bewusst zu werden. Dadurch unterstützt das Label zertifizierte Unternehmen, systematisch Hindernisse im Arbeitsumfeld abzubauen, damit sich Mitarbeitende mit Behinderungen wertschöpfend einbringen können. Diese Ansprechstelle für Beratung und Begleitung erachtete Regierungsrätin Susanne Schaffner auf dem Podium als besonders wertvoll für Arbeitgebende.

Erste Solothurner iPunkt-Betriebe

«In unserem Betrieb zählt nicht einzig die Effizienz. Zu unserer Arbeit gehört immer auch das Ziel, dass wir das bestmögliche Ergebnis für den Kunden gemeinsam als Team erreichen. Dieses Kredo lebe ich als Geschäftsführer und Inhaber konsequent vor und fordere es von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein – sogar im Arbeitsvertrag», erklärte Thomas Moor vom iPunkt-Betrieb Moor-Nebel Gärten GmbH aus Hochwald auf der Bühne. Ein fehlendes Commitment der Geschäftsleitung kann Menschen mit Behinderungen genauso von der Arbeitswelt ausgrenzen, wie Treppenstufen vor dem Arbeitsplatz. Auch Berührungsängste von Führungspersonen und Teams sind oft Hindernisse für Erwerbstätige mit Behinderungen. Dies bestätigte auch Samira Forster, Teilhaberin des angehenden iPunkt-Betriebs Blattner Malerei GmbH aus Gretzenbach: «In unserem kleinen Betrieb ist die offene Teamkultur entscheidend, dass wir für Mitarbeitende mit Behinderungen Chancen bieten können.»

Breite Unterstützung kantonaler Akteure

Das Label iPunkt wird im Kanton Solothurn aufgebaut in Kooperation mit folgenden Organisationen: Fachkommission Menschen mit Behinderungen Solothurn, IV-Stelle Solothurn, Amt für Gesellschaft und Soziales Kanton Solothurn, KMU- und Gewerbeverband Kanton Solothurn, Pro Infirmis Aargau-Solothurn, Solothurner Handelskammer, Suva Solothurn. Das gemeinsame Ziel ist es, ein Netzwerk von iPunkt-Pionierunternehmen im Kanton aufzubauen und damit ein Zeichen für die Chancengleichheit von Arbeitskräften mit Behinderungen in der Arbeitswelt zu setzen.

Weitere Informationen zum Label finden sich unter: www.impulse.swiss/ipunkt.